Worte zur Stärkung

Langsam taste ich mich vor

Es ist doch bedenkenswert:

 

Vor dieser Krise

hatte Alltag den Ruf

von Langeweile,

Pflicht,

Monotonie,

galt als eingefahren.

 

Wir suchten nach

dem Aussergewöhnlichen,

dem Andersartigen.

 

Heute ist alles anders.

 

Doch heute wünschen sich viele

diesen Alltag zurück

mit seiner Klarheit,

mit seiner Einfachheit,

mit seiner Unaufgeregtheit.

 

Gott,

hilf mir, wenn ich nach Orientierung suche.

Langsam taste ich mich vor

zurück in einen neuen Alltag.

 

Gott,

in einer Zeit, in der sich alles verändert,

wächst Dank in mir,

dass es auch Dinge gibt,

die bleiben -

unverändert.

 

Dein Wort, deine Zusage und deine Liebe bleiben.

 

„Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen,

aber meine Gnade soll nicht von dir weichen,

und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen,

spricht der HERR, dein Erbarmer.“

 

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL

Bei dir schöpfe ich Kraft

Gott, es gibt Tage,

an denen ich mich schwach fühle.

 

Ich bin es müde,

hinter jeden Termin in meiner Agenda ein

Fragezeichen zu setzen

 

meinen Kindern zu erklären, dass es das

Beste sei die Grosseltern nicht zu treffen

überall auf Distanz zu achten,

wenn doch alles in mir nach einer Umarmung

schreit.

 

Gott, in Christus sprichst du uns zu:

Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

 

Gott,

erfülle mich,

stärke mich.

Schenke mir langen Atem.

Ich halte mich fest

an Deinem Zuspruch.

Bei Dir schöpfe ich Kraft.

 

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL

Gott, nähre die Liebe in mir

 

Gott,

ich danke Dir,

dass der Geist der Liebe

keine Schranken kennt,

keine Mauern,

keine Ausgangssperren.

 

Er lässt von Balkonen singen,

bewegt zum Dank,

verbindet Generationen,

wirkt kreativ,

denkt neu.

 

Es ist die Liebe,

die uns befähigt,

uns selbst hinten anzustellen,

ohne dem nachzutrauern,

was auch hätte sein können.

 

Gott, nähre die Liebe in mir

jeden Tag neu.

 

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL

ZURÜCKGEWORFEN AUF DAS WORT

 

Kein freundschaftlicher Handschlag

Keine tröstende Umarmung

Keine Berührung

 

Wir sind zurückgeworfen auf
das WORT

 

Durch die Flut von Nachrichten, Zahlen und

Prognosen

hindurch

findet ein Wort zu mir,

das mich zu berühren vermag,

weil es mir gilt. Nur mir.

 

Gott, ich danke Dir

für den unverhofften Kartengruss

für die vertraute Stimme am Telefon

für das Gespräch über den Gartenzaun

 

Ich danke Dir, dass Du durch sie sprichst.

Du hast mich angesprochen

mit dem Wort der Liebe und der Botschaft:

Du bist nicht allein.

 

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL

OSTERN

 

Heute will ich in den Garten gehen

sehen,

wie es grünt,

wie alles neu zum Leben erweckt wird.

 

Ich ziehe das Unkraut aus,

welches den jungen Keim zu überwuchern droht.

Ich giesse.

 

Heute will ich einen Garten anlegen

in mir.

 

Gott, ich will spüren,

dass Hoffnung wächst,

dass Freude erwacht,

dass Leben und Liebe siegen.

 

Gott schenke mir,

wonach mich dürstet.

Lasse Kraft und Wärme mir zufliessen.

Nimm du meine Sehnsucht wahr.

 

Heute ist Ostern.

 

AMEN

 

KATHRIN BICHSEL

EIN SEGEN – Gott nehme Dich an sein Herz

 

Gott umhülle Dich mit seiner Liebe

und nehme dich ganz nah an sein Herz.

 

In herausfordernden Stunden

erwecke er neue Kräfte in Dir.

 

Er ermutige Dich,

ganz bei dir zu bleiben und

dir selbst Sorge zu tragen.

 

Er schenke Dir die Fähigkeit,

auch dir selbst zuzulächeln

und dich zu freuen am Duft des Frühlings.

 

Er lasse Dich die Verbundenheit spüren,

welche alle Grenzen zu überwinden vermag.

 

In Zeiten der Not

halte er unentwegt die Zuversicht in Dir wach,

die Dich hinüberträgt

in die Tage

danach.

 

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL

DER WEG

 

Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir.
Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht.
Bei dir ist die Hilfe,
bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht,
Aber du weisst den Weg für mich.

GESANG AUS TAIZÉ

SEHNSUCHT

 

Alles war verfügbar

Jetzt
muss ich lernen
muss ich begreifen
wie Selbstverständliches
zur raren Kostbarkeit wird

ein einfacher Handschlag
nicht nur eine Floskel,
sondern wahrhaftige Begegnung.

das Anstehen an der Kasse
nicht nur nervige Warterei,
sondern Zeit um mit Fremden
ins Gespräch zu kommen.

eine lange Sitzung
nicht nur Klärung des Tagesgeschäfts,
sondern Raum der Gemeinschaft.

Gott, wie sehnen wir uns in diesen Tagen
nach diesen kleinen Möglichkeiten
menschlicher Nähe.
Amen.

KATHRIN BICHSEL
Oberrohrdorf, 22.3.2020

Wir können uns gerade nicht in den Gottesdiensten und den anderen Veranstaltungen, die in unserer Kirchgemeinde sonst selbstverständlich stattfinden, treffen. Doch wir können uns treffen in Gedanken und im Gebet. Wir können füreinander da sein und auch die Welt im Blick haben.


Wir laden Sie ein, das Gebet mit uns zu beten – jeden Tag, mehrmals am Tag.

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5, 7)

Guter Gott,

still werde ich vor dir.

Lass alles, was ich in mir trage an Gedanken, Fragen und Sorgen zu einem Gebet werden.

Wir sind in einer besonderen Situation, die viele Gefühle weckt.

Hinein in die Vielfalt der Gefühle stellst du dein Wort:

Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch. (1. Petrus 5, 7)

Du bist da – sagst du mir mit diesem Wort zu.

Berühre mit deiner Nähe mein Herz und lass mich deine Nähe spüren.

Stärke durch deine Nähe meine Hoffnung, damit sie in mir lebendig bleibt.

Viele Massnahmen sind erlassen. Gib mir die nötige Disziplin, mich und andere zu schützen. Hilf mir, dass ich auch in dem engen Kreis, in dem ich mich nun bewege, deine Weite spüren und mich selbst aushalten kann.

Viele in unserer Gesellschaft leisten Grossartiges, damit die Situation ertragbar und durchlebbar wird.

Stärke du die Pflegenden und Ärzte in den Spitälern und Pflegeheimen, in der Spitex und in den Arztpraxen. Gib ihnen Kraft für Ihren Dienst.

Auch denke ich an alle, die Entscheidungen treffen müssen. Schenke ihnen Weisheit, Mut und Verantwortung und hilf uns als Gesellschaft, Entscheidungen mitzutragen und solidarisch füreinander da zu sein.

Ich denke an alle, die forschen, versorgen, planen – wirke du in ihre Einsatzorte hinein und lass sie spüren, wie wertvoll sie für unsere Gesellschaft sind.

Geh du mit mir und allen Menschen durch diese Zeit. Halte deine segnende Hand über die Kranken, gib deinen Schutz für alle Gesunden.

Du bist da – für diese Zusage danke ich dir und an dieser Zusage halte ich mich fest. AMEN

NADINE KARNITZ

Den Sturm in mir stille

Gott

unruhig bin ich

hin und hergerissen

 

Gedankenstürme

 

Fragen

Zweifel

Ängste

türmen sich auf

und brechen über mich herein.

 

Gott

sprich DU

das Wort,

das die Wogen zu glätten vermag

in mir.

 

Sei Du mein Licht.

 

Bringe Du mich ans sichere Ufer.

Amen.

 


Oberrohrdorf, 20. März 2020
KATHRIN BICHSEL

 

Im Sturm (Markusevangelium 4 nach Jörg Zink)

Am selben Tag, als die Sonne noch hell und warm schien, war Jesus am anderen Ufer mit seinen Freunden in ein Boot gestiegen. Sie wollten nach Kafarnaum fahren, um im Haus des Petrus zu übernachten. Aber als sie schon weit draussen auf dem Wasser waren, schauten die Jünger plötzlich zum Himmel hinauf, stiessen sich an und sagten: «Schaut mal! Das gibt einen Sturm!» Und sie fürchteten sich. Denn die Stürme auf diesem See waren gefährlich, und oft gingen auch grosse Schiffe unter. Was sollte da aus ihrem kleinen Segelboot werden? Jesus aber hatte sich hinten ins Boot gelegt und schlief. Während sie noch so standen und die Wolken anstarrten, kam schon der erste Windstoss. Das Segel riss sich los und schlug im Wind, die Wellen wurden immer grösser, und schon brach die erste mit voller Wucht ins Schiff. «Schöpfen!», schrie einer. Und sie schöpften mit Eimern das Wasser hinaus. Sie schöpften, was sie konnten, aber immer neue Wellen schlugen ins Boot. «Wo ist Jesus?», schrie einer. «Jesus!», riefen sie durcheinander. Aber der schlief noch immer. «Jesus! Merkst du nichts? Ist es dir gleich, wenn wir untergehen?» Sie rissen an seinem Mantel, und Jesus erwachte. Er sah: Der Sturm war gefährlich. In wenigen Augenblicken könnte er das Schiff zerschlagen. Aber er sah noch einen anderen Sturm, und der war weit gefährlicher. Der tobte in den Männern, die da um ihn her standen. Alles, was er ihnen gesagt hatte über den Glauben, über das Vertrauen, über den Vater im Himmel war wie weggeblasen. Sie hatten nur noch Angst. Sie zitterten, sie schrien vor Angst, sie wussten nicht mehr aus und ein. Es war wie ein Sturm in ihnen.

«Wisst ihr gar nicht mehr, was ich euch gesagt habe? Könnt ihr nicht mehr sagen: Vater im Himmel? Wo ist denn euer Glaube geblieben?» Und während er sie reihum anschaute, wurde es still in den Männern. «Ja, er hat Recht», dachten sie. «Wir sind nicht nur im Schiff, und das Schiff ist nicht nur im Sturm, sondern wir und das Schiff und der Sturm sind in Gottes Hand.» Und Jesus ging nach vorn an die Spitze des Schiffes, als wollte er mit dem Sturm und mit den Wellen reden. Seine Freunde haben danach erzählt, er habe tatsächlich mit dem Sturm gesprochen. Sie standen hinter ihm, und einige schöpften weiter, und sie alle hatten ihr Vertrauen wieder gefunden. Wenige Augenblicke später merkten sie, dass der Sturm nachliess. So plötzlich, wie er gekommen war, verging er wieder. Die Wellen wurden flacher, die Wolken rissen auf. Sterne wurden sichtbar, und schliesslich glänzte das Mondlicht über dem See. Die Jünger fuhren durch die Nacht nach Kafarnaum. Aber immer wieder mussten sie ihn anschauen, diesen Jesus, der vorn im Schiff stand und über das Wasser hinschaute, und sie dachten: «Was ist das für einer? Der hat auch den Sturm in der Hand. Nicht nur den, der aussen bläst, sondern auch den in uns.» Als sie in Kafarnaum ankamen, wussten sie: In dieser Nacht ist etwas Grosses geschehen, und Gott hat seine Hand im Spiel gehabt.

Du stellst meine Füsse auf weiten Raum

 

Gott,

klein ist der Kreis,

in dem ich mich nun bewege.

 

Diese Enge geht nicht spurlos an mir vorüber.

Doch viel schwerer als die Enge um mich,

wiegt die Enge

in mir

 

die mir dann und wann den Atem nimmt,

Gedanken kreisen lässt

und mich immer wieder

auf mich selbst zurückwirft.

 

Gott,

Du schaffst Weite in mir.

In dir berge ich meine Gedanken.

Du stellst meine Füsse auf weiten Raum.

Amen.

 

KATHRIN BICHSEL